Stell dir vor, du sollst die Anforderungen für ein neues System, z.B. für einen Kaffeevollautomaten festlegen. Dafür musst du wissen, wie der Systemkontext um dein System aussieht. Lies weiter, um zu erfahren, wie du den bestimmen kannst.
Den Systemkontext bestimmen
Am Beispiel des Kaffeevollautomaten müssen wir als Requirements Engineer wissen, in welchem Umfeld die Maschine eingesetzt werden soll. Wir müssen klären, ob es sich um einen Einsatz im privaten oder geschäftlichen Umfeld handelt, wie viele Tassen pro Tag bezogen werden sollen, ob hartes oder weiches Wasser verwendet wird und noch viele Dinge mehr. Erst dann können wir die Anforderungen ermitteln.
Als Requirements Engineer müssen wir uns die Frage stellen:
Was genau umgibt unser System und welche Bedeutung und welchen Einfluss haben diese Bereiche darauf?
Das RE betrachtet nicht nur das System selbst, sondern zudem den Systemkontext, den Anwendungsbereich, die Systemgrenze, die Kontextgrenze und den Rest der Welt.
Die Anforderungen an unser zu entwickelndes System müssen ermittelt werden, sie existieren nicht per se. Aufgabe eines Requirements Engineers während der System- und Kontextabgrenzung ist es, das System von dessen Umgebung abzugrenzen. Er muss den Teil der Umgebung identifizieren, der die Anforderungen an das zu entwickelnde System bestimmt.

Abbildung 1: System, Kontext und Umfang
Die Begriffe in der Grafik haben folgende Bedeutung:
- Das System ist der gestaltbare oder veränderbare Teil
- Die Systemgrenze trennt den gestaltbaren und veränderbaren Teil („das System“) von den nicht veränderbaren Aspekten. Die Systemgrenze trennt das zu entwickelnde System vom Systemkontext. Das System kommuniziert über Schnittstellen mit dem Systemkontext. Tom DeMarco beschreibt zur Identifikation von Schnittstellen des Systems u.a. Quellen und Senken. Quellen liefern Eingaben für das System. Senken erhalten Ausgaben vom System.
- Der Systemkontext ist der Teil der Umgebung des Systems, der für Definition und Verständnis der Systemanforderungen relevant ist, selbst aber nicht gestalt- oder veränderbar ist:
- Welche Personen (Stakeholder) benutzen den Kaffeevollautomaten
- Welche anderen Systeme sind in Betrieb und haben Schnittstellen zum Kaffeevollautomaten
- Welche anderen Prozesse (Geschäftsprozesse) beeinflussen den Kaffeevollautomaten
- Welche Ereignisse (technisch oder physikalisch) haben Einfluss
- Welche anderen Dokumente (Gesetze, Standards, Normen, Vorschriften, Dokumentationen)
- Die Kontextgrenze grenzt den relevanten vom irrelevanten Teil der Systemumgebung ab
- Der Anwendungsbereich beschreibt den für Anforderungen irrelevanten Teil der Systemumgebung.
Zu den Aufgaben des Requirements Engineers zählt die Berücksichtigung der Anforderungen innerhalb der Systemgrenzen, die Definition der externen Schnittstellen an der Systemgrenze und zudem auch die Berücksichtigung der Phänomene innerhalb des Systemkontextes.
An dem Beispiel mit dem Kaffeevollautomaten könntest Du den Systemkontext so festlegen:
- Es soll ein Kaffeevollautomat für den Business Einsatz entwickelt werden.
- Stakeholder sind Kunden, die ein Heißgetränk beziehen, Servicepersonal und die Wartungstechniker.
- Er soll Schnittstellen zu einem Abrechnungssystem haben sowie automatisch Nachschub bestellen können.
An dem Beispiel mit dem Kaffeevollautomaten könntest Du die Systemschnittstellen so festlegen:
- Zur Bedienung mit den Kunden hat das System ein Touchdisplay.
- Servicepersonal kann über eine Netzwerkschnittstelle auf das System zugreifen.
- Das Abrechnungssystem kann über eine Netzwerkschnittstelle auf das System zugreifen.
- Das System kann über eine Netzwerkschnittstelle selbstständig Nachschub bestellen.
Für die Definition des Systems und für die Abgrenzung zum Systemkontext kannst Du auch ein Kontextdiagramm erstellen. Ein Kontextdiagramm ist in der Unified Modelling Language UML definiert. Ein Beispiel eines Kontextdiagrammes für den Kaffeevollautomaten habe ich noch unten angefügt.
Die Symbole im Kontextdiagramm sind:

Abbildung 2: Symbole im Kontextdiagramm
Das Kontextdiagramm für unseren Kaffeevollautomaten könnte dann zum Beispiel so aussehen:

Abbildung 3: Kontextdiagramm für den Kaffeevollautomaten
Zusammenfassung
In diesem Newsletter habe ich Dir gezeigt, wie das zu beschreibende und entwickelnde System vom Systemkontext abgegrenzt wird. Ich habe Dir gezeigt, wie Du Schnittstellen zwischen System und Systemkontext identifizieren kannst.
Mit Kontextdiagrammen kannst Du sehr anschaulich Systeme und den Kontext modellieren und Deinem Entwicklungsteam vorstellen.
Damit erreichst Du ein gemeinsames Verständnis in Deinem Entwicklungsteam und erreichst damit, dass das richtige System entwickelt wird und keine wichtigen Teile übersehen werden.
Die Ausführungen entsprechen dem Lehrplan des Certified Testers IREB.
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