Stell Dir vor, Du sollst einen Use-Case erstellen, um die Hauptaufgaben eines Systems zu modellieren. Lies weiter, um zu erfahren, wie Du einfach einen Use-Case erstellen kannst und auf was Du dabei achten solltest.

Wie Du einfach einen Use-Case erstellen kannst

Ein Use-Case Diagramm wird auch Anwendungsfalldiagramm genannt. Damit kannst Du einfach modellieren:

  • Was sind die Hauptaufgaben des Systems?
  • Wer ist an den Aufgaben beteiligt?
  • Welche Schritte gehören zur Aufgabenerfüllung?

Was ist ein Use-Case?

Ein Use-Case beschreibt in natürlicher Sprache eine konsistente und zielgerichtete Interaktion des Benutzers mit einem System, an deren Anfang ein fachlicher Auslöser steht und an deren Ende ein definiertes Ergebnis von fachlichem Wert entstanden ist.

Jeder Use Case hat ein Ziel, welches der Benutzer (Hauptakteur) erreichen will. Das Ziel beschreibt dabei eine grobe Sichtweise aus Anwendersicht auf das System und eine Identifikation von Funktionsgruppen.

Use-Case oder Anwendungsfall besteht aus zwei Teilen:

  • einem Use-Case Diagramm und
  • einer Use-Case Beschreibung.

Use-Cases definieren ein bestimmtes Verhalten, das ein Objekt in Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Akteuren ausführen kann. Use-Cases sind in der UML, der Unified Modeling Language definiert.

Use-Case Diagramm

Die Bestandteile eines Use-Case Diagramms sind:

  • das zu modellierende System,
  • die Systemgrenzen des Systems,
  • Akteure,
  • Use-Cases (Anwendungsfälle).

Die Beziehungen zwischen:

  • Akteur – Use Case,
  • Akteur – Akteur,
  • Use-Case – Use-Case.

Akteure

  • stehen außerhalb des Systems,
  • repräsentieren verschiedene Benutzerrollen,
  • können sowohl Menschen als auch andere Systeme sein,
  • Ein Akteur ist in einem oder mehreren Use Cases beteiligt.
Wie Du einfach einen Use-Case erstellen kannst

Abbildung 1: Beispiel für einen Akteur

Use-Cases

  • sind Mengen von Aktionsfolgen
  • müssen einen Namen haben
  • beschreiben die Interaktion von Akteuren mit dem System
  • Kriterium: System liefert beobachtbares Ergebnis, das für Akteur von Nutzen ist
Wie Du einfach einen Use-Case erstellen kannst

Abbildung 2: Beispiel für einen Use-Case

Use-Case Beschreibung

Die Use-Case Beschreibung enthält Interaktionen zwischen Akteuren und dem Objekt und Aktivitäten. Sie kann Vor- und Nachbedingungen enthalten und kann in natürlicher Sprache erstellt sein.

Ablauf bei der Erstellung eines Use-Case Diagramms

  1. Bestimme das System und die Systemgrenzen
  2. Identifiziere die Akteure
  3. Identifiziere die Use-Cases
  4. Identifiziere Assoziationen zwischen Akteuren und Use-Cases
    (damit wird implizit die Grenze zwischen System und Außenwelt festgelegt)
  5. Identifiziere evtl. Beziehungen unter Akteuren oder unter Use-Cases.
  6. Überprüfung des erstellten Diagramms

Beispiel Use-Case Diagramm für einen Kaffeevollautomaten

Wie Du einfach einen Use-Case erstellen kannst

Abbildung 3: Beispiel für ein Use-Case Diagramm

In diesem Use-Case Diagramm sind drei Use-Cases oder Anwendungsfälle an meinem Kaffeevollautomaten modelliert. Zwei davon sind dem Akteur „Benutzer“ und einer ist dem Akteur „Servicetechniker“ zugewiesen.

In dem Use-Case Diagramm habe ich noch eine Generalisierung modelliert. Damit habe ich ausgedrückt, dass der Akteur „Servicetechniker“ mit allen Use-Cases des Akteurs „Benutzer“ assoziiert ist und zusätzlich noch mit dem Use-Case „Wartungsarbeiten durchführen“. Der Akteur „Benutzer“ wiederum darf keine Wartungsarbeiten durchführen.

Beispiel Use-Case Beschreibung

Name Kaffee beziehen
Kurzbeschreibung Beziehen eines Produktes, z. B. Kaffee
Beteiligte •       Akteur Benutzer

•       System Kaffeevollautomat

Auslöser Der Benutzer drückt eine Taste zum Beziehen des Produktes
Vorbedingung Das System befindet sich im Zustand „Bereit“
Normalablauf
  1. Benutzer drückt Taste zum Bezug von Kaffee.
  2. Kaffee wird gemahlen.
  3. Kaffee wird gebrüht.
  4. Kaffeesatz wird in den Tresterbehälter geleert.
  5. Der Kaffeevollautomat ist bereit für den nächsten Bezug.
Alternativer Ablauf (Erweiterungen) 1a. Drückt der Benutzer die Taste für den Bezug von Kaffee erneut, stoppt der Bezug. Weiter mit Schritt 1.

2a. Befinden sich zu wenig Bohnen im Vorratsbehälter, wird eine Warnmeldung „Bohnen auffüllen“ ausgegeben. Weiter mit Schritt 1.

Ablauf mit Fehlern 3a. Befindet sich zu wenig Wasser im Tank, wird eine Fehlermeldung ausgegeben „Wasser füllen“ ausgegeben. Weiterer Bezug ist erst möglich, wenn der Wasserstand über dem Mindeststand ist.

4a. Ist der Tresterbehälter voll, wird die Fehlermeldung „Trester leeren“ ausgegeben. Weiterer Bezug ist erst möglich, wenn der Tresterbehälter geleert wurde.

Ergebnis Fertiges Produkt, z. B. frisch gebrühter Kaffee
Nachbedingung keine
Hinweise Insgesamt können fünf verschiedene Kaffeesorten über fünf Tasten gewählt werden, die sich in der Menge des Kaffees und des Wassers unterscheiden.

Tabelle 1: Use-Case Beschreibung für den Use-Case „Kaffee beziehen“

Stärken und Schwächen der Use-Case Modellierung

Die Stärken der Use-Cases Modellierung sind:

– Zeigt, welche Akteure in welchen Anwendungsfällen mit dem System interagieren

– Bei kleinen Modellen übersichtlich

– Für einen ersten Entwurf zur Darstellung einzelner Teilaspekte weitestgehend Akzeptiert

Als Schwäche kann gesehen werden, dass Zusammenhänge zwischen Anwendungsfällen nur rudimentär modelliert werden.

Zusammenfassung

Ich habe beschrieben, wie Du einfach einen Use-Case erstellen kannst. Mit der Use-Case Modellierung kannst Du das Verhalten Deines Systems modellieren. Ein Use-Case besteht aus zwei Teilen:

  • Use-Case Diagramm und
  • Use-Case Beschreibung.

In der Use-Case Beschreibung wird textuell beschrieben:

  • Vorbedingungen
  • Normalverhalten,
  • Alternativer Ablauf
  • Ablauf mit Fehlern
  • Nachbedingungen

Aus den Use-Cases kannst Du funktionale und nicht-funktionale Anforderungen ableiten. Sie eignen sich gut für System- und Abnahmetest mit Kunden und Auftraggebern.

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